|
Goriens Schicksal
- Seite 9 |
Der Wald war schnell zu Ende denn er ist bei weitem nicht so breit wie der bei Esthoven. Die Sümpfe dagegen zogen sich lange und es gab nur ein oder zwei Wege hindurch die man benutzen konnte. Es war keine sehr schöne Gegend. Der Geruch von stehendem Wasser drang einem in jeden Winkel seines Körpers und war schon fast erdrückend. Der Nebel der aufgestiegen war, war so dicht das man fast die Hand vor Augen nicht mehr sah. Wir vermieden es zu rasten und ritten meist schweigend neben einander. Bald kamen auch schon die ersten Bäume bei Norim. ”Von hier ist es noch ungefähr ein Tagesritt.” Meinte ich. ”Ich hoffe nur das sie mich noch erkennen.” ”Was soll das heißen, ich hoffe?” Fragte Vargas etwas entsetzt. ”Ich war seit zwölf Jahren nicht mehr da. Das letzte Mal habe ich sie bei Mutters Beerdigung gesehen.” ”Sie werden dich erkennen ich bin mir sicher.” Sagte Van und versuchte ein Lächeln hin zu bekommen was ihm aber nicht wirklich gelang.
Vor Norims Stadttoren hielten wir kurz an und sahen auf die große Stadt. Sie war noch genauso wie ich sie in Erinnerung hatte. ”Los wir sind gleich da.” Meinte ich und ritt voraus. Die Leute an denen wir vorüberritten sahen und mit entsetzten im Gesicht an.
Der Hof von Tante und Onkel Rion war gepflegt und sehr groß. Vor dem Haus war ein Platz wo wir von den Pferden stiegen.” Gute Tag kann ich euch helfen?” Fragte ein Junge der aus dem Haus gekommen war.. ”Ja das kannst du. Ich würde gerne mit Herrn und Frau Rion sprechen.” ”Wer sind sie? Wenn ich fragen darf?” ”Sage ihnen Mira Soria von Gorien ist da.” Der Junge nickte verbeugte sich knapp und lief los. Kurz darauf kam er mit einem zweiten wieder. ”Das ist Ron er wird die Pferde versorgen. Wenn sie mir nun folgen würden.” Wir folgten ihm und kamen in eine mächtige Empfangshalle und von der aus gingen wir in ein kleineres Zimmer. ”Wartet bitte hier.” Sagte er und verschwand wieder. ”Er schien nervös zu sein.” Meinte. Vargas. ”Gut möglich den der Name meiner Familie ist eigentlich überall angesehen. Oder es liegt an unserem Erscheinungsbild das vielleicht nicht gerade sehr überzeugend wirkt.” Sage ich. Und dann kamen auch schon Tante Neria, die Schwester meiner Mutter, und ihr Mann Toren. ”Ja was ist den mit dir passiert du siehst ja furchtbar aus.” Sagte sie entsetzt beim rein kommen. War eigentlich klar das, das als erstes passiert denn mein Kleid war von den Knien abwärts nur noch ein paar Fetzen und oben war es mit Blut verschmiert. Die Ärmel waren auch weg und am rechten Arm war noch deutlich die große Narbe von dem Schnitt denn ich hatte zu sehen. ”Niome ist Tod. Ich weiß nicht ob noch irgend einer von Esthoven lebt.” Sagte ich ohne jegliche Gesichtsregung die alle im Raum verunsicherte und erschaudern lies. ”Was? Aber warum?” Fragte Toren entsetzt. ”Ich weis es nicht aber sie trugen das Wappen von Turan. Aber eines weiß ich, für jeden Schritt den sie in Esthoven oder in ganz Gorien getan haben werde ich den Schuldigen einen qualvolleren Tod bescheren!” ”Was ist aus dir nur geworden? So kennen wir dich ja gar nicht. Wo ist das liebe Mädchen von früher?” ”Das gibt es schon lange nicht mehr, es ist vor vielen Jahren schon gestorben.” Sagte ich ernst. ”Ich bin nur gekommen um Ausrüstung für mich, und für heute einen Platz zum schlafen zu bekommen.” ”Du willst echt nach Turan? Ganz alleine?” Fragte Van der etwas abseits stand. ”Und wer seit ihr wenn man fragen darf.” ”Das ist Van Fanel von Farnelia und er ist Vargas Fürst von Marr.” Sagte ich und zeigte auf sie. ”Und bekomme ich die Ausrüstung die ich brauche?” ”Erst mal bleibst du hier und wir besprechen das Morgen.” Meinte Toren. ”Es gibt auch bald Essen. Ihr seid natürlich auch eingeladen.”
Beim Essen haben dann Van und Vargas alles bis ins kleinste Detail erzähle bis sie bei Niomes Tod waren denn da wussten sie nicht wie es passierte. ”Sag uns wie er passiert ist Mira. Bitte.” Meinte Neria. ”Sie fiel, war wehrlos am Boden gelegen und er hat ihr das Schwert in die Brust gerammt. Er hatte dann auch nicht mehr lange zu leben, denn ich nahm das Schwert von der Wand und bin mit Spitze voraus in ihn gerannt und habe ihn durch seine Leberpanzerung aufgespießt. Und er hatte immer noch die Grimasse im Gesicht als er rückwärts umkippte.” Sagte ich trocken. ”Du hast was?” Fragte Neria ungläubig. ”Ja ich habe ihn umgebracht wie er es mit Niome getan hat.” ”Aber warum bist du nicht weg gelaufen? Er hätte dich auch töten können.” ”Und ich habe nichts mehr zu verlieren und ich bin sehr gut ausgebildet worden im Schwertkampf. So einfach kann man mich nicht umbringen.” ”Und was war das wo dir letzten Sommer passierte?” Fragte Van. ”Du weist was das war. Ich hätte ihn schon in der Wirtschaft erstechen sollen und seine anderen Leute auch. Aber ich war feige und bin weggelaufen, dass passiert mir aber nicht noch einmal.” ”Du hast dich wirklich verändert.” Meinten Toren nachdenklich. ”Sie hat also gewusst das es soweit kommen würde.” Fügte er nach einer Pause hinzu. ”Wer hat was gewusst?” Fragte ich. ”Deine Mutter.” ”Das verstehe ich nicht.” ”Es ist Tradition das jede Schwangerer ihrem Kind ob Junge oder Mädchen etwas in der Schwangerschaft macht was es später gut brauchen kann.” ”Ja und?” ”Deine Schwester bekam als sie 18 wurde, Schmuck der so schön wie kein anderer war. Und für dich...” Er stand auf und ging zu einem kleinen Schrank und holte etwas raus. ”Was war für mich?” ”Das kannst du doch nicht tun, Toren! Es ist noch viel zu früh.” Meinte Neria entsetzt. ”Nein es ist jetzt Zeit dafür.” Er hielt mir das in Leder gewickelte Geschenk von meiner Mutter hin. ”Hier das hatte sie für dich gemacht. Wir dachten alle das sie verrückt sei als wir wussten das du ein Mädchen bist, aber jetzt. ”Mit gemischten Gefühlen nahm ich es an und öffnete es vorsichtig. Zum Vorschein kam langsam glänzendes Metall in einer Farbe die ich noch nie gesehen hatte. ”Ein Schwert!” Platzte es aus Vargas heraus. ”Ja nicht irgend ein Schwert, es ist ein Schwert das von den Ahnen gesegnet ist. Wenn eine Schwangere etwas für das Kind das sie trägt macht fließen die Kräfte der Vorfahren der Familie mit ein.” Ich stand auf und schwang es einmal kräftig. Es war mit das größte Schwert das ich je gesehen habe es ging mir, wenn ich es auf den Boden stellte fast bis zur Hüfte und es war so leicht wie ein ganz kleines. Auf der Klinge waren seltsame Zeichen eingraviert und auch der Griff war seltsam verziert. ”Es ist einfach perfekt. Ich habe noch nie so ein Schwert gesehen, und es ist so leicht.” ”Du wirst es wohl auf dem Rücken tragen müssen den an einem Gürtel würde es die ganze Zeit am Boden schleifen.” Meinte Vargas um etwas die gedrückte Stimmung zu heben.
Nach dem Essen ging ich raus und setzte mich auf eine Bank die in der Nähe einer kleinen Baumgruppe stand. ”Van glaubst du das ich es schaffen kann?” Fragte ich ihn als ich sah das er sich mir näherte. ”Ich weis es nicht. Aber ich werde auf jeden Fall mit Kommen denn wenn dir etwas passieren würde, würde ich mir das nie verzeihen.” Meinte er. Ich sah ihn kurz an. ”Das darfst du nicht.” “Warum?” ”Ich will es einfach nicht und außerdem ist das meine Sache.” ”Nein nicht mehr.” ”Wie meinst du das?” ”Es ist jetzt auch meine Sache geworden, es war schließlich auch meine Familie. Hast du vergessen? Wir sollten heiraten und damit ist es auch meine Sache geworden.” ”Wenn du unbedingt willst ich kann es dir nicht verbieten mit mir zu kommen.” ”Wo willst du denn überhaupt zuerst hin?” ”Nach Esthoven schauen ob noch einer lebt und dann die Handelsstraße lang nach Elored da habe ich noch eine Rechnung offen. Ich muss herausfinden warum ich ihn nicht töten durfte. Und da nach Richtung Fanel.” ”Ist echt ein langer Weg meinst du das Vargas auch mit kommt?” ”Ja, dass tut er!” Sagte eine Stimme die von hinten kam. Wir drehten uns um und sahen Vargas. Ich nickte stand auf und meinte: ”Es ist noch viel zu tun und ich muss noch etwas machen.” ”Wo willst du hin?” ”Ich kenne noch jemanden der echt nützlich wäre. Keine Angst ich komme schon wieder.” Sagte ich als ich Vans verunsichertes Gesicht sah und ging weg.
Ich machte mich auf den Weg runter in die Stadt, und ging dann in ein altes Gasthaus. Es war das größte in Norim. Den erst besten den ich traf fragte ich: ”Hey weißt du ob Lira Maron noch hier arbeitet?” ”Die, ja logisch ist die noch hier, du findest sie meistens am Ende der Gaststube.” Meinte er etwas lallend und schwankte an mir vorbei nach draußen. Ich machte mich also auf den Weg in die Gaststube. Als ich sie betrat hörte ich schon von weitem eine Stimme die über all dem Lärm überragte. Weiter in Richtung der Stimme kämpfte ich mich durch, und sah sie schließlich. Sie hatte sich sehr verändert seit ich sie das letzte mal gesehen hatte. Aber die roten Haare stachen immer noch aus der Menge heraus. Sie war sehr weiblich gebaut und auch sehr groß. Kurz stand ich nur da und wurde dann plötzlich angestoßen. ”He, Mach den Weg frei Bursche, oder ich muss dir zeigen, wo es nach draußen geht.” Grollte ein Betrunkener stieß mich zur Seite und zog sein Schwert das er schwankend hielt. ”Du willst mir drohen? Das würde ich an deiner Stelle nicht tun, denn ich habe zur Zeit eine echt Scheiß Laune und wenn du mir zu blöd kommst sagst du bald nichts mehr!” Sagte ich ernst aber er wankte noch einen Schritt näher an mich. Bevor er richtig stand hatte ich auch schon mein Schwert gezogen und hielt es ihm an die Kehle. Mittlerweile schauten alle zu uns. Es hatte sich ein kleiner Kreis von Schaulustigen gebildet die warteten was passiert. ”Was soll denn das? Geht sofort auseinander oder bereinigt das draußen.” Schrie sie da sie ein paar Meter abseits stand. ”Moment mal woher hast du dieses Schwert? Es gehört doch den Rions.” Fragte sie mich als sie neben mir stand und starrte auf das Schwert. ”Nein es gehört jetzt mir. Es wird dir vielleicht nichts mehr sagen aber hast du den Namen Mira Soria von Gorien schon mal gehört” fragte ich sie ohne auch nur das Schwert zu bewegen und meine Kapuze runter zu ziehen. ”Das ist doch nicht möglich bist du es wirklich? Das kann doch nicht sein. Makos senk dein Schwert und ich gebe dir einen aus.” Meinte sie besänftigend. ”Aber einen großen!” Lallte Makos. Sie nickte und er steckte das Schwert weg wobei er ein paar Versuche brauchte. Ich steckte das Schwert auch wieder ein und zog mir die Kapuze aus dem Gesicht. Makos stand jetzt mit komischem Gesichtsausdruck da und ging dann kopfschüttelnd weg. ”Ich muss mit dir sprechen, alleine!” ”OK, komm mit.” Wir gingen in ein Hinterzimmer und setzten uns. ”Willst du vielleicht was trinken geht aufs Haus.“ ”Nein, dafür habe ich keine Zeit. Esthoven ist vielleicht dem Erdboden gleich gemacht und Niome ist Tod.” Ihr Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig und sie fragte: ”Wie ist das passiert und was heißt dem Erdboden gleich gemacht?“ Nachdem ich ihr alles erzählt hatte und auch was ich jetzt vorhabe fragte sie: ”Und was soll ich jetzt deiner Meinung nach machen?” ”Ich frage dich ob du nicht mit kommen willst mit mir Van und Vargas? Es ist natürlich deine Entscheidung. Ich werde Morgen gegen Mittag aufbrechen, wenn du mit kommst sei dann bei Toren am Platz vor dem Haus. Es ist schade das wir uns unter diesen Umständen wieder sehen mussten. Aber es sollte wohl nicht anders sein.” Als ich fertig war stand ich auf verabschiedete mich und ging wieder aus dem Gasthaus. Beim raus gehen sagte ich zu mir noch: ”Schade eigentlich das ich dich nicht mehr sehen werde, denn ich komme sicher nicht lebend zurück, und es gäbe wahrscheinlich viel was man sich noch erzählen kann!”
|
|