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Goriens Schicksal
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Dann war es soweit es sollte der schönste Tag im Leben von Niome und mir werden. Bevor die Feierlichkeiten begannen kam Vater noch einmal ins Gemeinschaftszimmer von Niome und mir und meinte: ”Ich bin wirklich glücklich das ich zwei so wundervolle Töchter habe wie euch und ich möchte das ihr diesen Tag niemals in eurem Leben vergesst.” ”Danke,... und... es tut mir leid.” Sagte ich mit gesenktem Kopf. Beide sahen mich erstaunt an denn sie hatten nicht damit gerechnet das ich überhaupt was sagen würde und erstrecht nicht so was. ”Aber was tut dir leid Mira? Ich verstehe nicht ganz.” Fragte er. ”Alles. Einfach alles was ich in den Jahren gemacht oder gesagt habe und all die Sorgen und Probleme die ich euch bereitet habe.” ”Das braucht es nicht wir sind dir nicht böse warum auch.” Meinte er und nahm mich in den Arm. Dann gingen wir zusammen runter und das erste mal seit langer Zeit fühlte ich mich wieder glücklich und lächelte. Weniger wegen der Hochzeit als wegen dem was Vater sagte. Unten war schon alles vorbereitet. Als wir in den Saal traten sahen uns alle an. Es war ein komisches Gefühl so im Mittelpunkt zu stehen. Der Saal war mit vielen weißen Rosen und Tüchern in weiß und blau geschmückt und von großen Fenstern erhellt. Es sah wunderschön aus und alles strahlte eine Ruhe und Zufriedenheit aus wie ich sie nur von Mutter kannte. Vielleicht wacht sie jetzt in diesem Augenblick auch über uns. Vargas und Van standen am Ende des Saales und warteten auf uns. Sie sahen beide sehr elegant gekleidet aus. Vargas hatte einen Umhang mit dem Wappen von Marr darauf. Van war schlicht und doch auffallend gekleidet. Es machte alles einen schon fast zu perfekten Eindruck. Langsam schritten meine Schwester und ich vor. Irgendwie hatte ich ein eigenartiges Gefühl im Bauch, als ob mich jemand beobachten würde aber das kam wahrscheinlich von den vielen Gästen. Also dachte ich nicht weiter darüber nach. Als dann der Bischof zu reden begann und alle saßen, strahlte von dem runden Fenster über uns ein Licht ein das ich so noch nie gesehen hatte. Es war sehr hell und gleichzeitig auch nicht, und schien nur mich richtig zu berühren. Es war mir auch als würde ich Mutters Stimme hören die sagte: “Sei vorsichtig meine Tochter, und laufe du musst leben. Ich werde auf sie achten, sie wird es gut haben und trauere aber verfall nicht ganz in die Rache.” Ich verstand es nicht und dachte auch in dem Moment nicht groß weiter darüber nach. Irgendwie wollte sich meine Gedanke nicht mit dem was ich eben gehört hatte befassen, als ob es für einen späteren Moment bestimmt war.
Der Bischof war fast mit seiner Vorrede fertig als plötzlich ein kurzes und kaum hörbares surren durch den Raum ging und im selben Moment schoss von hinten ein Pfeil genau in die Brust des Bischofs.
Er stand da hielt mit beiden Händen den Pfeil verdrehte die Augen und brach dann mit einem leisen Stöhnen nach vorne zusammen. Niome schrie vor entsetzten und Angst auf. Aber das war nur der Anfang denn es kamen schon weitere Pfeile geschossen. Es war ein richtiger Pfeilregen. Im Saal herrschte augenblicklich Panik und alle Männer griffen sich ihre Waffen. Von hinten kamen viele Bewaffnete Krieger gestürmt und es brach ein gewaltiger Kampf aus. Niome klammerte sich an Vargas und Van stand wie versteinert da nur ich griff in meinen Stiefel und zog den Dolch den ich immer dabei hatte. Dann kam mir der Satz wieder in den Kopf. ”Los wie müssen raus hier, sofort!” Schrie ich, packte Van und zog ihn am Arm. ”Kommt ich kenne einen anderen Weg hier raus.” Und lief los auf die Wand hinter dem Hochsitz von Vater zu, die anderen folgten mir. Nach kurzem abtasten der Wand hatte ich auch schon das Loch hinter dem riesigen Wandteppich gefunden und ging durch. Nach mir kam Van dann Vargas der meine Schwester hinter sich herzog. Als wir am anderen Ende ankamen war da auch schon das klirren von Schwertern zu hören und viele Schreie und schnelle Schritte. Vorsichtig sah ich raus und lief dann um die nächste Ecke. ”Was nun?” Fragte Vargas. ”Wir müssen zu den Ställen kommen das ist die einzige Möglichkeit von hier weg zukommen.” Meinte ich. Plötzlich tauchten Männer wie aus dem Nichts auf und stürzten sich auf uns. Niome, die das alles nicht verkraftete, rannte in Panik weg um die nächste Kurve. Ich rannte ihr nach und sah noch wie sie genau vor einem anderen auf den Boden fiel. Als ich bei ihr ankam stand ein großer Krieger über ihr hob das Schwert und es mit einem breiten grinsen in ihren Körper. Wut entbrannt riss ich ein Schwert von der Wand und stürzte mich auf ihn. Als er mich kommen sah lachte er noch laut und merkte zu spät das ich schon mit der Schwertspitze voraus bei ihm war. Ungebremst ging es durch seinen Lederpanzer und tief in seinen Körper. Man hörte seine Knochen krachen und ein ekelerregendes Geräusch als das Schwert durch seinen Körper ging. Er verzog das Gesicht, lies sein großes Schwert fallen, spuckte Blut und brach langsam vor mir zusammen. Mit einem dumpfen Schlag schlug er auf dem Boden auf. „Mira,... Mira sage Vargas das ich ihn liebe. Flieht bitte... flieht...“ Ich drehte mich und kniete mich neben sie. Sie lächelte noch einmal und starb dann. Langsam stand ich wieder auf. Der Stoff meines Kleides hatte sich an ein paar Stellen mir Blut vollgesaugt und lies es in einem langsam immer dunkler werdenden blau erscheinen.
Als die anderen kurz darauf um die Ecke kamen und mich sahen, wie ich neben dem Mann stand und das Schwert das immer noch in ihm steckte. Die Blutlache um ihn wurde immer größer und dann sahen sie meine Schwester auf dem Steinboden liegen. Sie begriffen wohl sehr schnell was passiert war. Im selben Moment kamen noch weitere von hinten auf uns zu. Ich wollte mich wieder nach dem Schwert bücken um den nächsten niederzustrecken. Ein oder zwei kann ich sicher noch mit in den Tod nehmen ging es mir durch den Kopf. Van und Vargas die mittlerweile neben mir standen zogen mich je einer an einem Arm und rannten los. Ich war auf einmal wie gefroren und hatte einen Blick der jeden noch so tapferen Ritter erschaudern lies. Das nächste an das ich mich erinnerte war das wir zu den Ställen kamen uns jeder ein Pferd schnappten und los ritten in Richtung der Sümpfen von Narris.
Ich weis nicht wie lange wir ritten denn wir wollten sicher gehen das wir nicht verfolgt werden. Am Rand des Waldes der vor den Sümpfen liegt wurden wir langsamer, und sind ein Stück weiter, im Dickicht von den Pferden gestiegen. Ich ging ein paar Schritte weiter blieb kurz stehen hob einen Ast auf und fing an ihn mit voller Wucht gegen den nächsten Baum zu schlagen immer und immer wieder als Vargas mich mit Gewalt davon abbringen wollte schlug ich wild um mich und die beiden hatten viel Mühe mir den Stock wegzunehmen. Vargas hielt mich fest, ich strampelte und schlug immer noch um mich bis er mir einmal ins Gesicht schlug. „Denkst du, nur du hast wen verloren? Da täuschst du dich aber gewaltig. Wenn du dich noch daran erinnern kannst ich wollte sie heiraten heute Mittag.“ Schrie er mich an. Dann brach ich schreiend zusammen. ”Ich kümmere mich um sie. Schau du bitte nach den Pferden.” Meinte Van und Vargas ging mit einem nicht zu deutendem Gesichtsausdruck weg. ”Warum? Warum sie und nicht ich? Ich hätte an ihrer Stelle sterben sollen!” Schrie ich. ”Nein das ist nicht wahr keiner sollte so sterben. Aber es ist passiert.” ”Alle hatten recht ich war eine Plage und verdiene nicht mehr zu leben!” In dem Moment nahm ich meinen Dolch und legte ihn an meine Brust um meine Qualen zu beenden. ”Willst du das wirklich tun? Sie hätte das nicht gewollt.” Er langte vorsichtig nach dem Dolch und ich ließ ihn ohne was zu sagen los. Van legte ihn weg und nahm mich tröstend in den Arm. Wir saßen noch eine ganze Weile so da und ich weinte. Ich weinte das erste mal richtig in meinem Leben. Nicht einmal bei Mutters Tod hatte ich geweint.
”Wir sollten nach Norim gehen. Da sind wir erst mal in Sicherheit.” Meinte Vargas als er zurückkam. Van zog mich mit hoch und half mir aufs Pferd. ”Ich habe Verwandte dort.” Meinte ich trocken als ich auf dem Pferd saß. ”Verwandtschaft mütterlicherseits.” ”Gut probieren wir es da.” Sagte Van schwang sich aufs Pferd und setzte sich in Bewegung.
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